Menschen, die hochsensibel sind, sind nicht krank, leiden jedoch oft unter ihrer Sensibilität. Diese kann sich in unterschiedlicher Ausprägung zeigen, wie Überforderung oder Depression. Psychotherapie kann dann dabei helfen diese Folgen zu behandeln und einen Umgang mit der eigenen Sensibilität zu entwickeln.
Wie erkenne ich Hochsensibilität und Hochsensitivität?
Jeder Mensch ist empfindsam und in seiner Weise sensibel. Im Alltag sind wir ständig Reizen ausgesetzt, die wir verarbeiten und die unser Erleben beeinflussen. Wie dies geschieht und wie wir darauf reagieren, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manche scheinen feinfühliger und empfindsamer zu sein als andere. Doch wann ist jemand hochsensibel oder hochsensitiv?
Wie eingangs erwähnt befinden wir uns als Mensch in einem ständigen Zustand des Erlebens und sind dabei verschiedenen Reizen ausgesetzt, auf die wir unterschiedlich reagieren. Manche Menschen reagieren feinfühliger und sind sensibler als andere. Sensibilität kann dabei als etwas Positives verstanden werden, da wir durch sie unsere Aufmerksamkeit und Empfindung auf etwas richten, das wir wahrnehmen. Feinfühligkeit und Empathie sind für ein gutes Auskommen und Zusammenleben der Menschen von besonderer Bedeutung. Auch wenn es sich dabei um Eigenschaften handelt, die für viele Berufe, wie jenen von Medizinern, Therapeuten und Psychologen, eine Notwendigkeit darstellt, werden sie in der Gesellschaft oft noch negativ betrachtet. Gerade Männer oder Buben sollen oft noch das Bild eines starken Mannes erfüllen, der nicht allzu sensibel sein darf. Bei Mädchen werden diese Eigenschaften eher noch toleriert und als positiv angesehen.
Hochsensibilität bedeutet jedoch nicht ausschließlich eine erhöhte Sensibilität im Sinne einer emotionalen Feinfühligkeit und Empathie. Dies ist lediglich ein Teilaspekt, der vorliegen kann, jedoch nicht gegeben sein muss. Im Englischen hat Elaine Aaron den Begriff „highly sensitive Person“ geprägt, der übersetzt hochsensitive Person (kurz HSP) bedeutet. Hochsensitivität meint dabei eine Sensibilität in Bezug auf sensorische Steuerungsvorgänge, die im Nervensystem erfolgen. Betroffene reagieren dabei stärker auf Einflüsse und Reize, wodurch sich ein Zustand der Überstimulation ergeben kann. Dieser wird als Stress empfunden. Dabei können es unterschiedliche Situationen sein, die diesen Zustand der Überreizung verursachen. Beispielsweise Fahrten im Straßenverkehr oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wo man vielen anderen Personen sehr nahe kommt, es hektisch oder laut ist. Neben Menschenmengen, die als belastend empfunden werden, können es jedoch auch innere Reize sein, die überfordern. Beispielsweise körperliche Beschwerden wie Magenprobleme oder aufgeschobene Entscheidungen und Aufgaben, die noch zu erledigen sind und Stress verursachen. Hochsensible Menschen reagieren bei Stress und Reizüberflutung häufig auch mit körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Schwitzen oder Hautreizungen.
Ursachen für Hochsensiblität
Hochsensible und hochsensitive Personen befinden sich in einem Zustand der Überstimulation. Dies ist auch durch biologische Faktoren begründet. Es wird davon ausgegangen, dass das Hormon- und Nervensystem bei hochsensiblen Personen anders ausgeprägt ist. Bei gewöhnlich sensiblen Menschen werden Reize entsprechend gefiltert und nur besonders starke Reize dem Gehirn und der Verarbeitung im neuronalen und psychischem System zugeführt. Dies stellt einen Schutz vor Reizüberflutung und Überforderung dar. Dieser Schutz bzw. dieser Filter des Gehirns funktioniert bei hochsensiblen Menschen anders, wodurch mehr Reize ins Gehirn und Nervensystem gelangen, was zu einer Überforderung führt. Diese Reizüberflutung kann sich infolge durch Ermüdung und Erschöpfung zeigen.
Hochsensibilität stellt jedoch keine Krankheit dar! Es handelt sich um eine Veranlagung, wodurch eine besondere Empfindsamkeit gegeben ist. Dies kann auch als Fähigkeit verstanden werden, da eine besondere Einfühlung sehr nützlich sein kann. Kommt es jedoch zu einer Reizüberflutung, kann dies besonders belasten und großes Leid bedeuten. Das Übermaß an Sensibilität stellt dann zwar keine Erkrankung dar, kann allerdings durch Dauerstress und Überlastung starke Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Depressive Verstimmungen und Depression oder Burnout können mitunter dadurch bedingt und Folge einer andauernden Überlastung sein. In einigen Fällen entwickeln Betroffene auch eine Suchterkrankung, wenn beispielsweise Alkohol oder Drogen eingesetzt werden, um Stress zu lösen und einen entspannten Zustand zu erlangen.
Psychotherapie bei Hochsensibilität
Da Hochsensitlität keine Krankheit darstellt, stellt sich natürlich die Frage inwieweit eine Behandlung überhaupt notwendig und sinnvoll ist. Ziel einer Therapie kann es sein, einen kompetenten Umgang mit der eigenen Hochsensibilität zu erlangen. Im Rahmen einer Psychotherapie kann ich mich und meine inneren Vorgänge besser kennen und verstehen lernen. Kann ich meine Bedürfnisse besser erkennen, ist es mir auch eher möglich auf diese entsprechende einzugehen und mir entsprechende Bedingungen zu schaffen, um beispielsweise Stress zu vermeiden oder effektiv abzubauen. Erlebe ich in meiner Hochsensiblität besonders starke körperliche Symptome kann eine Therapie dabei helfen diese als Reaktion des eigenen Organismus auf gewisse Situationen zu verstehen, wodurch es mir möglich wird auf diese Situationen, die Stress und Reizüberflutung auslösen einzugehen und entsprechend der eigenen Bedürfnisse zu handeln.
Gehen mit Hochsensiblität psychische Erkrankungen oder Störungen einher, ist eine psychotherapeutische Behandlung im selben Maße empfohlen wie auch bei gewöhnlich sensiblen Personen. In der Therapie steht auch dann das jeweilige Krankheitsbild im Fokus der Behandlung, wobei die eigene Hochsensiblität nicht außer Acht gelassen und in der Bearbeitung berücksichtigt wird.
Leiden hochsensible Personen beispielsweise an einer Angststörung oder an psychosomatischen Beschwerden, so geht es auch in der Therapie um die Behandlung des jeweiligen Krankheitsbildes. Der Einfluss von Hochsensiblität wird dabei jedoch stets mitgedacht, um zu verstehen, wie diese auf das Störungsbild wirkt und wie diese die Entstehung und Symptome beeinflusst.
Sollten Sie sich im Rahmen einer Gesprächstherapie mit der eigenen Hochsensiblität beschäftigen wollen, stelle ich mich Ihnen gerne zur Verfügung. Sie finden mich in meiner Praxis für Psychotherapie in 1160 Wien oder in meiner Praxis in 1230 Wien.
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